Historie
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Im Gegensatz zu konventionellen Rettungsfahrzeugen in Blechbauweise wurde der SAVE-Kunststoff-Container in einem Depot-Sandwich-Verfahren hergestellt. Der Vollkunststoffcontainer verfügt über eine bordeigene Absetz-einrichtung und konnte so als Wechselaufbausystem verwendet werden. Die Inneneinrichtung bestand nicht mehr aus Schränken, sondern aus einem ausgeklügelten Koffer-System. Im Behälter mit der Aufschrift „Herz“ befanden sich zum Beispiel sämtliche Geräte und Medikamente zur Erstversorgung eines Infarkt-Patienten. Andere Koffer waren für „Beatmung“, „Brandwunden“ und „Geburtshilfe“ ausgerüstet. Insgesamt war die medizinisch technische Ausstattung in zwölf verschieden farbigen Koffern untergebracht. Für das Begleitpersonal verfügte das Fahrzeug über zwei verstellbare und seitlich bewegliche Stehsitze.
Die Erprobung der zwölf RTW/NAW hatte zum Ziel, die Eignung des SAVE-RTW/NAW und seiner einzelnen Kom-ponenten im Notfalleinsatz eingehend zu überprüfen, erforderliche Verbesserungen erkennbar zu machen und damit die Basis für eine spätere Serienfertigung von RTW/NAW zu schaffen, welche die an sie gestellten Anforde-rungen bestmöglich erfüllen.
Nach Abschluss der halbjährigen praktischen Erprobung waren die Meinungen über das System geteilt. Als störend empfanden einige Besatzungen, dass fehlende Sichtfenster zur Fahrerkabine. Bemängelt wurde zudem, dass kein direkter mündlicher Kontakt zum Fahrer möglich war. Dieser fand nur statt per Sprechfunk. Unangenehm war in der ersten Zeit auch, dass immer ein wenig das Gefühl aufkam, im Koffer seekrank zu werden. Ein im Rettungsdienst arbeitender Notarzt bezeichnete den SAVE-Koffer nicht nur als zu klein, um darin richtig arbeiten könne, sondern er zeige zudem zu viele Erschütterungen. Für mit dem Rettungswesen vertraute Fachleute war es das System der Zukunft. Neben einer wesentlich verbesserten Federung, die vor allem dem Patienten zugute käme, und einem völlig neu konzipierten Innenraum, sprang vor allem ein Gesichtspunkt ins Auge: Im Gegensatz zu den Fahrzeugen wo Fahrgestell und Aufbau fest verbunden seien bot der aus Kunststoff hergestellte Koffer die Möglichkeit der Umsetzung auf andere Transportfahrgestelle. Würde der RTW/NAW in Serie gehen, bräuchten künftig nur noch die verschlissenen Fahrgestelle ersetzt werden. „Ich bin 704 Einsätze mit SAVE gefahren. Man könnte sich an den Kopf fassen, dass so etwas nicht in die tägliche Praxis umgesetzt wird“, kommentierte ein Feuerwehrmann im Rettungsdienst die Entscheidung, SAVE aus Kostengründen nicht weiterzuverfolgen.
Gemeinsam mit der damaligen Werft Hilgers im rheinland-pfälzischen Rheinbrohl entwickelte das Bonner Karos-seriewerk einen schwimmfähigen Rettungscontainer, der unter dem Namen ROWOLAC (Roll on lift off water all-round Container) auf der 50. Internationalen Automobilausstellung 1983 in Frankfurt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der 20 Fuß große Container mit den Ausmaßen von sechs Meter mal 2,5 Meter mal 2,5 Meter verfügte über einen fast 360 Grad steuerbaren Wasserstrahlantrieb mit Dieselmotor und Generator zur Stromversorgung. Nach den Vorstellungen der Entwicklungsingenieure sollte der Rettungscontainer mit der Bezeichnung MEDI 1 sowohl auf dem Wasser als Rettungsboot mit Notarztraum, wie auch an Land als Rettungsstation eingesetzt werden. Dazu verfügte der ROWOLAC über einen Außen liegenden Ruderstand mit einem Treppenzugang zum Notarztraum. Für den Einsatz an Land war der Notarztraum über ein dicht schließendes Schott an der Seite zu betreten. Gebaut wurde der Container als Abrollbehälter. Damit konnte der MEDI 1 von einem 12 Tonnen Lkw als Rettungsstation an Land oder als Rettungsboot direkt ins Wasser oder von einem schweren Transporthubschrauber sowohl auf Land wie auf dem Wasser abgesetzt werden. Zum Einsatz kam der MEDI 1 nach Informationen eines ehemaligen Entwicklungsingenieurs von Hilgers allerdings nur als Prototyp im Rahmen der zahlreichen praktischen Versuche. Auch die Erlenbacher Schiffswerft am Main, die das Projekt in den neunziger Jahren weiterverfolgte, fand keine Interessenten für den MEDI 1.