Historie
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Die von Miesen hergestellten Krankenwagen wurden alle mit einer patentierten schwenkbaren Trageneinrichtung ausgerüstet. Sie ermöglichte ein schnelles, sicheres und schonendes Ein- und Ausladen der Patienten. Neben Sanitätskraftwagen auf den verschiedenen Basisfahrzeugtypen baute Miesen 1926 den ersten fahrbaren Ge-sundheitsraum (OPA) der Welt. Eine Erfindung von Gustav Miesen, mit dem er seine Vorstellungen auf dem Gebiet des ambulanten Sanitätswesens verwirklichte.
Gebaut wurde der Gesundheitsraum sowohl auf der Basis einer Mercedes Bus-Karosserie und als einfacher An-hänger, der von jedem mittelschweren Personenwagen gezogen werden konnte. Der fahrbare Gesundheitsraum war sowohl als Zahnklinik für die Schulzahnpflege oder als Operationsraum einsetzbar. Den ersten Gesundheits-raum hat der damalige Landkreis Bonn im Rahmen der Schulzahnpflege in Dienst gestellt.
Der Innenraum war gedämmt, Sperrholz verkleidet und mit widerstandsfähigem und hygienischem Kunstharzlack gestrichen. Alle Leitungen für Wasser und Strom waren innerhalb der Wand untergebracht. Zudem verfügte der Wagen über einen Anschluss zur externen Stromversorgung. Ausgestattet mit den neuesten Instrumenten und Geräten war das besondere der wandelbare Behandlungsstuhl. Er konnte sowohl für die Behandlung Zahnkranker als auch für chirurgische Operationen verwendet werden. Daneben war der Gesundheitsraum ausgestattet mit Schreibtisch, elektrischer Trockensterilisation, Abspül- und Waschbecken mit Druckwasserleitung kalt und warm sowie Instrumentenschrank, Warmwasserheizung, Frischluftheizung, Abwassertank, Doppelkopfscheinwerfer mit schaltlosem Tageslicht und elektrischer Mundlampe.
Die zahlreichen beim Bau von Krankenfahrzeugen entwickelten und patentierten Entwicklungen, bedeuten für das Bonner Karosseriebauunternehmen ein Vorsprung vor der Konkurrenz. Das war auch der Grund, dass Miesen an der Entwicklung eines einheitlichen Sanitätsautos für das Rote Kreuz in den dreißiger Jahren maßgeblichen Anteil und Einfluss hatte. Die verschiedenen Varianten der Sanitätsfahrzeuge entstanden auf Fahrgestellen von DKW F 8, Mercedes-Benz 170 V, Opel Admiral sowie Opel Blitz und waren in ihrer technischen Ausführung richtungweisend.
In den nachfolgenden Jahren wurde die Produktpalette in erster Linie von der Entwicklung der genormten Stan-dard-Sanitätskraftwagentypen für das Rote Kreuz geprägt. Unterstützt durch weitere richtungweisende Patente entwickelte sich das Unternehmen zum weithin anerkannten Spezialisten auf diesem Sektor. Seine Fahrzeuge präsentiert das Bonner Fahrzeug- und Karosseriewerk der internationalen Öffentlichkeit auf der 29. Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung 1938 in Berlin. Darunter sechs verschiedene Krankenwagen neuester Kon-struktion und den weiterentwickelten fahrbaren Gesundheitsraum. Inzwischen exportiert das Unternehmen seine weltbekannten Fahrzeuge nach Holland, Belgien, Litauen, Rumänien, Spanien, Jugoslawien und vielen anderen Ländern.
Mitte der dreißiger Jahre schuf Miesen die Möglichkeit gängige Personenkraftwagen (Pkw) in Krankentransport-fahrzeuge zu verwandeln. Dazu gehörten unter anderem der Opel Admiral und der VW Käfer. Nach dem Krieg auch der Ford Taunus. Binnen kurzer Zeit konnten die Pkw mit einer patentierten Ein-Tragen-Einrichtung zu einem Krankenwagen umgebaut werden. Diese Einrichtung bestand aus einer Einheitstrage, einer Schwenkbühne und ei-ner Plattform. Damit aus dem Pkw ein Krankenwagen werden konnte mussten die hinteren Fonds- und die Beifahrerrückenlehne in den Fußraum klappbar sein. Die Beifahrertür war mit einer automatischen Haltesicherung versehen. An der Decke gab es Haltegriffe und das Armaturenbrett wurde durch Fußschutzleisten geschützt. Auf der Beifahrerseite war die Trage und hinter dem Fahrer saß der Begleiter. Wurden Plattform, Schwenkbühne und Trage nicht genutzt, fanden sie Platz in einer auf dem Dach angebrachten Galerie mit Plane.
Neben den qualitativ hochwertigen Krankenwagen baute das Unternehmen Anfang der vierziger Jahre auch zahl-reiche Sanitätskraftwagen vom Typ Kfz.31 auf der Basis des Phänomen und des Ford-Lastkraftwagens vom Typ G917T. Dazu wurde die vorhandene Pritsche durch eine Bus-Karosserie ersetzt und der Radstand ohne Zwillings-bereifung verlängert.
Der hohe Bedarf neuer Krankenwagen bescherte den Christian Miesen Fahrzeug- und Karosseriewerken nach 1945 eine bedeutende Marktposition. Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre verließen die ersten nach dem Krieg verfügbaren Fahrzeuge als Ein- und Mehr-Tragen Krankenwagen das Bonner Unternehmen. Darunter Aufbauten aus Basis von VW T1, Olympia Rekord mit Pontonkarosserie, Opel Blitz, BWW 502, Tempo Matador und Mercedes-Benz V 170.
Zu den Nutznießern des innovativen Unternehmens aus Bonn gehörten neben Rettungsorganisationen auch die Feuerwehren. Bereits 1924 wurden Löschfahrzeuge für die Feuerwehr auf Basis des Mercedes-Benz Typ 630 ge-baut. Mitte der fünfziger Jahre bis in die sechziger Jahre herein folgte dann der Bau des Löschgruppenfahrzeugs LF 8 auf der Basis eines Opel Blitz. Der Feuerwehrwagen hatte eine maximale Besatzung von 9 Personen und war ausgestattet mit zwei Schlauchhaspeln mit C-Druckschläuchen und 280 Meter B-Druckschläuchen. Im Tragkraft-spritzen-Anhänger war eine Tragkraftspritze TS 8/8 mit einer Leistung von 800 Liter pro Minute bei einem Druck von acht bar untergebracht.
Einschließlich der inzwischen hinzugekommenen umfangreichen Exportaufträge wurde das Bonner Unternehmen mit seinen 300 Mitarbeitern weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. In manchen Jahren wurden bis zu 800 Fahrzeuge gebaut und ausgeliefert. Darunter viele Spezialfahrzeuge mit hohem Entwicklungsaufwand aus dem Bereich des Rettungsdienstes und sonstigen medizinischen Fahrzeugen. Für diese Vielfalt von Sonderfahrzeugen interessierte sich neben den zahlreichen inländischen Kunden bereits Mitte der fünfziger Jahre auch eine Regie-rungsdelegation aus Saudi-Arabien. Das Interesse galt vor allem größeren und mittleren Krankenwagen sowie für Operations- und Röntgenwagen, die im Gesundheitsdienst des Landes verwendet werden sollten. Es handelte sich nicht nur um den ersten Auftrag eines orientalischen Landes sondern es sollten noch viele weitere folgen.