Historie
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Trotz der großen politischen Veränderungen bildete das Handwerk, die Landwirtschaft und im geringen Maß der Handel die Grundlage der Bonner Wirtschaft. In dem neuen Naturverständnis der Romantik und als nationales Sinnbild übten der Rhein und seine Landschaft eine neue Anziehungskraft aus. In der Folge zogen mehr und mehr Rentner, Privatiers und Industrielle zu. Sie schätzten die ruhige Atmosphäre der Universitätsstadt und die land-schaftliche Schönheit. In Bonn lebten 26.030 Menschen und als Industriestandort vermochte sich die Stadt in dieser Zeit nicht zu profilieren. Die Unternehmensansiedlungen konzentrierten sich mehr auf das rechtsrheinische Gebiet und so machte einzig eine Steingutfabrik die innerstädtische Industrie aus.
In dieser Zeit gründet der Wagenschmied Christian Miesen am 1. Juni 1870 eine Kutschenwagenfabrik in der Bonner Sandkaule 11. „Wir beschäftigten damals fünf Leute und alles stand im Zeichen der Weltwirtschaftskrise“, sagte der Enkel des Firmengründers Hans Miesen 1981 in einem Interview mit dem Bonner General-Anzeiger. Das junge Unternehmen baute nach den Wünschen der Kunden individuelle Pferdekutschen und Pritschenwagen aller Art. Die handwerkliche Qualität führte schnell dazu, dass die Kutschwagenfabrik über Bonn hinaus bekannt wurde.
Neben Kutschen stellte Christian Miesen auch Rädertragen her, denn immer mehr Städte gingen dazu über, ein Krankentransportwesen aufzubauen. Dazu wurden über die Stadtgebiete verteilte Rettungswachen eingerichtet. Zum Krankentransport stand den damaligen Heilgehilfen eine einachsige Rädertrage zu Verfügung, die liebevoll „Handmarie“ genannt wurde. Es handelte sich um eine normale Krankentrage, die auf ein Untergestell mit zwei großen Speichenrädern aufgesetzt war. Während ein Heilgehilfe schob, zog der zweite die Trage. Ein Segeltuch-verdeck schützte den Patienten gegen neugierige Blicke und die Witterung.
Infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Expansion und des steigenden Auftragsvolumens wurde die Werkstatt an der Sandkaule zur Jahrhundertwende zu klein. Im gleichen Jahr wo Jean-Henri Dunant, Mitbegründer des Interna-tionalen Komitees vom Roten Kreuz, den Friedensnobelpreis erhielt, vergrößerte sich das Unternehmen. Unter den Söhnen, dem Schmied Peter und dem Stellmacher Gustav Miesen, wechselte die Kutschenwagenfabrik 1901 in die fünf Kilometer südlich von Bonn gelegene Gemeinde Dottendorf, die drei Jahre später zu Bonn eingemeindet wurde. An der Dottendorfer Straße fand die Miesen Wagenfabrik Bonn ihren neuen Standort, der bis ins nächste Jahrhundert zu einem weltweit bekannten Firmenstandort werden sollte.